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Gute - Nacht - Geschichten


Väter und so ...



Herr Metzger wohnte in der gleichen Strasse wie Maxls Familie , nur etwas weiter weg . Er kam manchmal zu Besuch und ging dann wieder und man dachte sich nichts dabei . Dann kam er immer öfter vorbei , und Maxl und seine Geschwister durften Onkel Fritz sagen zu ihm . Und bald , eines Tages dann durften sie zu Onkel Fritz "Vater" sagen , denn da waren Onkel Fritz und Mutter verheiratet . Das hatte schon einen gewissen Vorteil für Maxl .
Denn nicht alle Kinder hatten zu der Zeit einen Vater . Manche Väter sind nämlich nicht wieder aus dem Krieg zurück gekommen weil die dort gefallen sind .
Gut , manche Kinder hatten sogar zwei Väter . Weil , wenn der Vater dann doch zurück gekommen ist - die Mutter inzwischen einen guten Onkel bei sich zuhause hatte . Die Kinder waren dann verwirrt , und die Väter auch , und nach einer Weile ist dann vielleicht der gute Onkel wieder gegangen . Oder auch nicht . Weil es auch so Sachen gab , da wo der Vater keine Beine mehr hatte oder nur einen Arm - und dann konnte der Onkel bleiben . Oder aber der Vater verschwand einfach wieder . Oder wie ein anderer der wo dann doch tot war , weil er auf der Strasse vor dem Haus umgefallen ist statt im Krieg , und alles Blut aus seinem Mund gekommen ist weil er so einen Blutsturz gehabt hat mit seiner Lunge und so .
Manche Kinder wussten auch garnicht dass sie einen Vater hatten . Und manche Väter wussten nicht dass sie eines oder zwei Kinder mehr hatten wie sie gedacht haben , als sie aus dem Krieg zurück gekommen sind . Die meisten freuten sich sehr . Die Grossväter und die Grossmütter freuten sich wie ihre Söhne zurück gekommen sind . Und natürlich die Frauen , dass sie ihren Mann wieder hatten und die Kinder wieder ihren Vater .
Aber nicht alle Ehefrauen und Mütter waren froh .
Niemand wusste genaues nicht , dennoch wusste man in der Nachbarschaft immer was in dieser und jener Familie los war . Weil die Kinder an den Strassengräben zusammen gesessen sind und sich erzählten was sie zuhause so gehört haben , halbe Sachen - und die Erwachsenen machten dann ganze Sachen daraus
Da gab es schon auch mal Streitereien in den Familien (oder zwischen Familien) , die sehr lautstark ausgetragen wurden , und nicht selten musste der Schutzmann kommen und schlichten.

Maxl also konnte zufrieden sein dass er nun auch einen Vater hatte , eigentlich .
Dieser Vater war für Zucht und Ordnung und , er war zwar streng - aber gerecht . Mindestens sagte er das immer von sich . Und , die Nachbarn hatten Respekt vor ihm .
Und Maxls Mutter war froh wieder eine starke Hand im Haus zu haben die auch zupacken konnte .
Zu seiner starken Hand gehörte auch ein starker Arm , somit konnte er auch schlagen . Aber zum Glück passierte das eher selten . Er war ja wirklich gerecht : Wenn Maxl etwas angestellt hatte oder eines seiner Geschwister , so haute er sie alle der Reihe nach durch . Verdient hatte es jeder sicher , oder es galt dann einfach für künftige Sachen die wo sie anstellen würden sicher . Dafür hatte er sich extra eine "Knoddelpeitsche" gebastelt , das war ein kurzes Stück abgesägter Besenstiel an dem vier feine Lederriehmen kunstvoll befestigt waren deren Enden Knoten hatten damit sie wirkungsvoller war . Diese Peitsche hing gut sichtbar am Türrahmen allzeit zur Mahnung , und alle hatten Respekt davor .
So also war Maxls neuer Vater . Er machte manchmal auch gerne derbe Scherze . Wie zu Ostern etwa , als er Maxls Osternest vom Osterhasen im Misthaufen versteckte . Da hatte natürlich niemand daran gedacht zu suchen . Erst als Maxl fast heulte weil alle andern ihre Osternester schon gefunden hatten und er keines finden konnte und Mutter böse wurde , da zeigte er es ihm . Maxl machte das eigentlich nichts aus wegen dem Misthaufen , er war einfach froh dass er nun doch auch ein Osternest vom Osterhasen hatte . Maxls Mutter aber fand das garnicht lustig , und das Osterfest ist kein Fest mehr gewesen .

Bald einmal gab es viele neue Sachen . Da konnte man Eimer kaufen die aus Plastik waren . Was für ein Glück dass man nicht mehr diese schweren Eimer wo aus Eisenblech waren schleppen musste . Und Tassen gab es wo man nicht mehr kaputt machen konnte . Jedenfalls konnte man so Sachen kaufen wenn man Geld hatte . Es gab einfach auf einmal viel Neumodisches .
Maxl wusste natürlich längst nicht alles was es so gab , und nur so konnte ihm das passieren was ihm passiert ist .
Sonntags mussten die Erwachsenen nicht arbeiten und die Kinder hatten keine Schule und sie durften ausschlafen . An jenem Sonntagmorgen aber , Maxl schlief noch tief und fest , da kam der Vater und schüttelte ihn und und sagte : Los , aufstehen ihr Schlafmützen ! Maxl rieb sich verwundert die Augen , denn das war ungewöhnlich , vom Vater geweckt zu werden . Der aber zog ihm alsbald die Decke weg und dann machte er ein finsteres Gesicht und dann polterte er los : Ja was ist denn das ? Das gibts doch nicht ! So ein grosser Junge - sieh mal , was hast denn du da gemacht ? Schäm dich ! "
Eine wahre Flut von Flüchen ergoss sich über Maxl - und Maxl begriff nur langsam was geschehen war . Und er wunderte sich und er konnte es nicht glauben und er schämte sich : Er hatte einen haufen Kacke im Bett !
Wie konnte das passieren ? Er hatte sowas noch nie gemacht . Und die Mutter kam auch noch hinzu und fragte was denn um Himmelswillen los sei und sie machte ein sorgenvolles Gesicht , und der Maxl bekam Angst . Maxl wollte gerade anfangen zu heulen weil er an die unvermeidliche "Knoddelpeitsche" dachte die nun kommen würde - da griff sich der Vater den Haufen und nahm ihn in die Hand und hielt ihn dem Maxl vors Gesicht .
Maxl schämte sich so sehr .... doch dann brach der Vater in lautes Gelächter aus , und Maxl wusste immer noch nicht wie ihm geschah ... der Vater steckte den Haufen Kacke in seine Hosentasche und lachte noch mehr ...und wie Maxl gerade losheulen wollte , da holte er den Haufen wieder aus seiner Hosentasche hervor und drückte ihn dem Maxl in die Hand . Ein unbeschreiblicher Schreck - und dann ein massloses Erstaunen von Maxl : Der Haufen war hart und glatt und im gleichen Moment wurde ihm auch bewusst dass der ja garnicht gestunken hat . Ja , der Haufen war aus Kunststoff und täuschend echt gemacht . Ein riesiges Gelächter erfolgte , alle mochten sich fast nicht wieder einkriegen vor lachen . Maxl fiel ein Stein vom Herz und er war froh dass er doch nicht schuld war . Ausgestanden war die Sache noch lange nicht für ihn , denn die anderen lachten in nächster Zeit noch oft darüber wo er es gerne vergessen hätte .
Maxl war ein recht lieber Junge , aber er war nicht gerade ein intelligenter Junge . Er war geprägt von Gehorsamkeit , und der absoluten Unfehlbarkeit der Erwachsenen . Mitunter neigte er dennoch zu einer naiven Pfiffigkeit , die ihm aber kaum je zu Vorteil gereichte . So musste auch das geschehen , genauso wie es gekommen ist .
Hinter den Häusern waren Gärten , und direkt daran grenzte der Wald . Nun war man damals nicht zimperlich wenn man im Wald war und seine Notdurft verrichten musste - man tat dies im Wald an Ort und Stelle und rannte nicht extra mal eben schnell nachhause . Man schlug sich in die Büsche . Im Sommer machten sich alsbald die Mistkäfer darüber her und die Schmeissfliegen und die Sache ward vergessen . Manche aber ( und das waren nicht üblicherweise nur Kinder ) setzten ihren "Wegwächter" direkt auf den Waldweg , möglichst hinter eine Biegung , und deckten ihn mit Laub zu . Dass der nächste wo des Weges kam hineintappte war durchaus gewollt . Solche "Wegwächter" gab es nicht nur zur Sommerszeit .
Maxl kam des Winters daher , bei eisiger Kälte , und er stolperte . Fast wäre er sogar auf die Nase gefallen , gerade noch konnte er sich halten . Wie üblich wenn er über etwas stolperte , drehte Maxl sich um , um zu sehen über was er gestolpert war . Es war so ein "Wegwächter" . Ein Riesending . Steinhart gefroren . Maxl wollte schon kopfschüttelnd weiter gehen , doch da kam ihm die Idee . Blitzartig , und er zögerte keine Sekunde . Mit dem Taschentuch nahm er den prächtigen "Wegwächter" auf , entfernte säuberlich die Blätter wo dran hängen blieben und trug ihn davon . Es war nicht mehr weit bis er zuhause war und als er angekommen war schlich er schnell vorsichtig ins Schlafzimmer der Eltern und legte das Prachtstück dem Vater unter die Decke .
Voller Vorfreude ging er am Abend ins Bett . Niemandem hatte er etwas gesagt , er wollte sich freuen am Morgen wenn er dem Vater die Decke wegziehen würde und der wäre dann sicher auch verlegen . Und dann würde er den Haufen in die Hand nehmen und ihm sagen : Äätsch es ist ein Scherz - schau doch her - er ist genauso hart wie der wo aus Kunststoff ist !
Maxl war so aufgeregt vor Vorfreude dass er fast nicht einschlafen konnte . Im hinüberdämmern nahm er noch wahr wie die Eltern sich ins Schlafzimmer begaben und leise miteinander redeten .
Es dauerte eine kurze Weile und dann gab es ein Gepoltere und lautes Fluchen - und danach ging alles ganz schnell ....
Ehe Maxl verstand wie ihm geschah wurde ihm die Bettdecke weggerissen , er wurde herum gezerrt dass er auf den Bauch zu liegen kam , und dann sausten die Lederriehmen der Peitsche auf seinen Hintern . Vater war wütend und tobte und Maxl heulte und es war so schlimm dass die andern Kinder auch heulten . Bis Mutter schrie : Hör auf du schlägst ihn ja tot !
Maxl hatte sonst immer eingesehen dass es gerecht war wenn Vater prügelte . Diesmal aber konnte er es nicht einsehen . Er hatte nichts Schlimmes gemacht - nur das was Vater ja auch mal gemacht hatte . Es war einfach eine ungerechte Strafe diesmal .
Maxl dämmerte zum erstenmal dass , wenn zwei das Gleiche tun , es eben doch nicht dasselbe ist .
Oder hätte Maxl etwa ahnen können dass der gefrorene "Wegwächter" im Bett dann auftauen würde ????




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