Bald einmal gab es viele neue Sachen . Da konnte man Eimer kaufen die aus Plastik waren . Was für ein Glück dass man nicht mehr diese schweren
Eimer wo aus Eisenblech waren schleppen musste . Und Tassen gab es wo man nicht mehr kaputt machen konnte . Jedenfalls konnte man so Sachen kaufen wenn
man Geld hatte . Es gab einfach auf einmal viel Neumodisches .
Maxl wusste natürlich längst nicht alles was es so gab , und nur so konnte ihm das passieren was ihm passiert ist .
Sonntags mussten die Erwachsenen nicht arbeiten und die Kinder hatten keine Schule und sie durften ausschlafen . An jenem Sonntagmorgen aber ,
Maxl schlief noch tief und fest , da kam der Vater und schüttelte ihn und und sagte : Los , aufstehen ihr Schlafmützen ! Maxl rieb
sich verwundert die Augen , denn das war ungewöhnlich , vom Vater geweckt zu werden . Der aber zog ihm alsbald die Decke weg und dann
machte er ein finsteres Gesicht und dann polterte er los : Ja was ist denn das ? Das gibts doch nicht ! So ein grosser Junge - sieh mal ,
was hast denn du da gemacht ? Schäm dich ! "
Eine wahre Flut von Flüchen ergoss sich über Maxl - und Maxl begriff nur langsam was geschehen war .
Und er wunderte sich und er konnte es nicht glauben und er schämte sich : Er hatte einen haufen Kacke im Bett !
Wie konnte das passieren ? Er hatte sowas noch nie gemacht . Und die Mutter kam auch noch hinzu und fragte was denn um Himmelswillen los sei
und sie machte ein sorgenvolles Gesicht , und der Maxl bekam Angst .
Maxl wollte gerade anfangen zu heulen weil er an die unvermeidliche "Knoddelpeitsche" dachte die nun kommen würde - da griff sich der
Vater den Haufen und nahm ihn in die Hand und hielt ihn dem Maxl vors Gesicht .
Maxl schämte sich so sehr .... doch dann brach der Vater in lautes Gelächter aus , und Maxl wusste immer noch nicht wie ihm geschah ...
der Vater steckte den Haufen Kacke in seine Hosentasche und lachte noch mehr ...und wie Maxl gerade losheulen wollte , da holte
er den Haufen wieder aus seiner Hosentasche hervor und drückte ihn dem Maxl in die Hand . Ein unbeschreiblicher Schreck - und dann ein
massloses Erstaunen von Maxl : Der Haufen war hart und glatt und im gleichen Moment wurde ihm auch bewusst dass der ja garnicht gestunken hat .
Ja , der Haufen war aus Kunststoff und täuschend echt gemacht . Ein riesiges Gelächter erfolgte , alle mochten sich fast nicht
wieder einkriegen vor lachen . Maxl fiel ein Stein vom Herz und er war froh dass er doch nicht schuld war .
Ausgestanden war die Sache noch lange nicht für ihn , denn die anderen lachten in nächster Zeit noch oft darüber wo er es gerne
vergessen hätte .
Maxl war ein recht lieber Junge , aber er war nicht gerade ein intelligenter Junge . Er war geprägt von Gehorsamkeit , und der absoluten Unfehlbarkeit der Erwachsenen .
Mitunter neigte er dennoch zu einer naiven Pfiffigkeit , die ihm aber kaum je zu Vorteil gereichte . So musste auch das geschehen , genauso wie es gekommen ist .
Hinter den Häusern waren Gärten , und direkt daran grenzte der Wald . Nun war man damals nicht zimperlich wenn man im Wald
war und seine Notdurft verrichten musste - man tat dies im Wald an Ort und Stelle und rannte nicht extra mal eben schnell nachhause .
Man schlug sich in die Büsche . Im Sommer machten sich alsbald die Mistkäfer darüber her und die Schmeissfliegen und die Sache ward vergessen .
Manche aber ( und das waren nicht üblicherweise nur Kinder ) setzten ihren "Wegwächter" direkt auf den Waldweg , möglichst hinter eine Biegung , und deckten ihn mit Laub zu .
Dass der nächste wo des Weges kam hineintappte war durchaus gewollt . Solche "Wegwächter" gab es nicht nur zur Sommerszeit .
Maxl kam des Winters daher , bei eisiger Kälte , und er stolperte . Fast wäre er sogar auf die Nase gefallen , gerade noch konnte er sich halten .
Wie üblich wenn er über etwas stolperte , drehte Maxl sich um , um zu sehen über was er gestolpert war . Es war so ein "Wegwächter" .
Ein Riesending . Steinhart gefroren . Maxl wollte schon kopfschüttelnd weiter gehen , doch da kam ihm die Idee . Blitzartig , und
er zögerte keine Sekunde . Mit dem Taschentuch nahm er den prächtigen "Wegwächter" auf , entfernte säuberlich die Blätter wo dran hängen blieben
und trug ihn davon . Es war nicht mehr weit bis er zuhause war und als er angekommen war schlich er schnell vorsichtig ins
Schlafzimmer der Eltern und legte das Prachtstück dem Vater unter die Decke .
Voller Vorfreude ging er am Abend ins Bett . Niemandem hatte er etwas gesagt , er wollte sich freuen am Morgen wenn er dem Vater die Decke wegziehen würde
und der wäre dann sicher auch verlegen . Und dann würde er den Haufen in die Hand nehmen und ihm sagen : Äätsch es ist ein Scherz - schau doch her - er ist genauso hart wie der wo aus Kunststoff ist !
Maxl war so aufgeregt vor Vorfreude dass er fast nicht einschlafen konnte . Im hinüberdämmern nahm er noch wahr wie die Eltern
sich ins Schlafzimmer begaben und leise miteinander redeten .
Es dauerte eine kurze Weile und dann gab es ein Gepoltere und lautes Fluchen - und danach ging alles ganz schnell ....
Ehe Maxl verstand wie ihm geschah wurde ihm die Bettdecke weggerissen , er wurde herum gezerrt dass er auf den Bauch zu liegen kam ,
und dann sausten die Lederriehmen der Peitsche auf seinen Hintern . Vater war wütend und tobte und Maxl heulte und es war so schlimm dass die andern
Kinder auch heulten . Bis Mutter schrie : Hör auf du schlägst ihn ja tot !
Maxl hatte sonst immer eingesehen dass es gerecht war wenn Vater prügelte . Diesmal aber konnte er es nicht einsehen . Er hatte nichts
Schlimmes gemacht - nur das was Vater ja auch mal gemacht hatte . Es war einfach eine ungerechte Strafe diesmal .
Maxl dämmerte zum erstenmal dass , wenn zwei das Gleiche tun , es eben doch nicht dasselbe ist .
Oder hätte Maxl etwa ahnen können dass der gefrorene "Wegwächter" im Bett dann auftauen würde ????